Entspannter Start in den Tag?

Seit Tagen fehlt es an Energie. Was, zu meiner Beruhigung, am Wetter liegt, wie ich meine. Bestimmt hat es nichts damit zu tun, dass der Alltag sich momentan als überaus anstrengend erweist und die Aktivitäten mehr Aufmerksamkeit benötigen, als ursprünglich geplant. Heute jedoch, lag es weder am Wetter, noch an verplanten Zeitreserven. Die Vorankündigung des geplanten Stromausfalls flatterte bereits vor einer Woche ins Haus. Zur Vorbereitung auf spannungsfreie Zeit. Als Vorbereitung auf verordnete Stille, die manchmal dazu führt, dass es in einem ganz schön laut wird. Ich saß also in der Küche und wartete, dass das Licht pünktlich ausgehen würde. Vor mir eine Tasse  Kaffee. Die doppelte Dosis - schließlich würde ich auf unbestimmte Zeit nichts nachholen können. Dabei war ich bei weitem nicht so entspannt wie das Stromnetz, dass einer Überholung bedurfte. In meinem Kopf flatterten die ersten to Dos ein. Dinge, die zu erledigen wären, hätte ich endlich wieder Energie. Das Umkreisen meiner Gedanken um Aufgaben, die sich nicht von selbst erledigen und der geschmacklose Kaffee, der nur heiß seine gewünschte Wirkung entfalten kann, erzeugten Spannungen, die das geplante Murkraftwerk nivellieren hätten können. Kein entspannter Zustand. Trotz Vorankündigung, Planung und meiner Vorbereitung, heute früh nichts tun zu können.

 

Ich saß also, unentspannt, in der Küche und grübelte über einer weiteren Aufgabe, die sich meinen Gedanken aufdrängte, als ein Gedanke dazwischen fuhr und alles beiseite schob. "Das kann jetzt nicht sein! Ich weiß, dass ich nichts tun kann und trotzdem beschäftige ich mich mit Eventualitäten, die jetzt nicht eintreten werden. Es ist jetzt nichts zu tun und aus!" Ich kannte diese Stimme, auch wenn ich sie lange nicht mehr vernommen hatte. Es war die Pragmatikerin, die mit ihrem einleuchtenden Zugang auf Dinge dankenswerter Weise oft für Beruhigung sorgte. "Ja schon, aber wenn sie jetzt nachdenkt, geht es dann schneller!" zwitscherte eine andere dazwischen. Die Pflichtbewusste, die ihre Angelegenheiten zu gerne schnell erledigt. "Es geht jetzt nicht!" wurde die Pragmatikerin laut, "nachdem du die letzte Zeit nur zur Eile mahnst und sie antreibst und dem Ochsen vor dem Karren keine Verschnaufpause gönnst, wird sie nicht mehr lange anziehen!" "Danke für den Ochsen," warf ich kleinlaut ein. "Stimmt ja. Du ziehst ständig Karren aus dem Dreck und dank der Eile kommst du überhaupt nicht auf die Idee, dir einen anderen Weg zu suchen. Einen, mit weniger Schlaglöcher und Sümpfe zum einsinken. Aber Hauptsache schnell und mit viel Kraft..." "Sie hat Pflichten! Vergiss das nicht. Und die Zeit läuft ihr davon. Und wir wissen, wie gut sie unter Druck funktioniert..." die Pflichtbewusste nickte siegessicher. Schließlich ist sie es, auf die ich mich in turbulenten Zeiten gerne verlasse. " "Darf ich jetzt mal was sagen? Der Strom geht wieder...!" meinte ich, den beiden noch immer aufmerksam folgend. "Na super, dann kann es ja losgehen...!" Die Pflichtbewusste machte sich gerade  startklar, als etwas anderes sich zu Wort meldete. Etwas, das ich seit langem vermisse. "Eure Diskussion führt ins Leere, solange ich fehle. Und ich habe nicht vor, mich diesen Spannungen noch länger auszusetzen, denn sie sind es, die mich vertreiben und seit Tagen fernhalten!" Das Wohlbefinden setzte sich an meine Seite, lehnte sich an mich und blickte mich an. "Hab ich dir gefehlt?" Wollte es wissen. "Ja, obwohl ich nicht bemerkt habe, dass du mir fehlst!" meinte ich knapp. "Jetzt weiß ich nicht, wie ich dich zurückholen und halten kann." "Indem du diesen Konflikt löst!" "Dafür brauch ich den Spaß, denke ich. Ich werde etwas tun, was mein Pflichtbewusstsein und meinen Pragmatismus gleichermaßen befriedigt. Und mir Spaß macht." sagte ich mit fester Stimme in die illustre Runde. "Ich will, ... ich werde diese Geschichte aufschreiben. Schreiben macht mir Spaß.  Ein Posting verfassen, für die Pflichtbewusste. Um allen Beteiligten eine Stimme zu geben, weil sie von mir gehört wurden und wesentlich dazu beigetragen haben, dass ich mich wohler fühle. Nämlich jetzt, weil es egal ist wie lange es dauert. Weil ich nicht zu hetzen brauche, weil eben Stromausfall war und es nicht eher ging...!"

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Kerstin Feirer

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