Was ist Gesetz?

Spannende (philosophische) Fragen, die der Fernsehfilm "Terror" momentan aufwirft. Ich habe noch nie erlebt, dass derart breit über Recht/Unrecht, Moral und Ethik diskutiert wurde wie in den vergangenen Tagen. Unter breit verstehe ich die Vielzahl an Wortmeldungen, Meinungen und Wahrheiten, die besonders in den sozialen Medien auf uns hereinprasseln wie herbstlicher Dauerregen. Ich gestehe, ich habe dazu wenig beizutragen. Die zu Grunde liegende Fragen nach dem "Gesetz" welches über Recht/Unrecht a priori entscheidet, wurde meines Wissens ja noch nicht beantwortet. Von daher überraschen mich die vielen unterschiedlichen Klarheiten in dieser Causa. Ich will hier auch nicht auf das Grundproblem (Trolley Problem) eingehen - was dazu in Erfahrung zu bringen ist, kann auf Wiki nachgelesen werden.

 

Was die Diskussionen für mich interessant macht, ist ein uraltes Thema der Philosophie. Das Gesetz selbst. Wovon bei all den Wortmeldungen ausgegangen wird, klärt kein Gesetzestext per se. Aus sich selbst heraus vermag es nur das Naturgesetz, für jedes "Menschen Gesetz" braucht es den Menschen, der etwas durch eine Übereinkunft zum Gesetz macht und es durchsetzt. Im Gegensatz zum "Menschen Gesetz" ist das Naturgesetz extrem verkürzt gesagt immer und überall und für jeden und alles gültig (zumindest was man bisher darüber sagen kann - worin sich seine Gültigkeit begründet ist nicht geklärt! Literatur hierzu findet sich GB-weise im Netz - also nachlesen und nachdenken). Die Schwerkraft beispielsweise. Wirkt sie, fällt der Apfel zu Boden. Aber nicht nur der Apfel - alles fällt zu jeder Zeit überall zu Boden, solange sie einwirkt. Darüber wird nicht verhandelt. Es ist kein "nicht sollen" (Menschen Gesetz)  sondern ein "nicht können" (Naturgesetz). Hinzu kommt, dass das Naturgesetz selbst richtet, was bedeutet, dass ein Verstoß immer Folgen hat, wobei das Menschen Gesetz einen Richter benötigt, also einen, der richtet, der jedoch nicht zwingend Richter von Amts wegen her sein muss. Wenn also niemand einen Diebstahl bemerkt, gibt es für das Stehlen keine Strafe. Wohin uns das führt? Zur Moral aus reiner Vernunft, also zu Kant und seinem kategorischen Imperativ oder ferner, warum wir nicht immer alles das tun, was wir tun könnten, selbst wenn es ungestraft bliebe.

 

Wenn also Kant meint: "Handle so, als ob die Maxime deiner Handlung durch deinen Willen zum allgemeinen Naturgesetze werden sollte", dann meint er damit, dass ein Handel darauf zu überprüfen ist, ob es einer für alle, jederzeit und ohne Ausnahme geltenden Maxime folgt und ob dabei das Recht aller betroffener Menschen, auch als Selbstzweck gewahrt bleibt. Dazu sollte man jedoch wissen, dass es nach Kants Überlegung kein Naturgesetz a priori gibt, da es der Mensch ist, der es beschreiben würde sofern er es beobachten könnte (Siehe dazu kopernikanische Wende.)

 

Und was hat das nun mit dem Fernsehfilm "Terror" zu tun? Die Diskussionen darum machen deutlich, dass vielfach weder Moral noch Gesetz an sich verstanden werden. Jegliche Moral die der Vernunft entspringt wird gegen ein subjektives Rechts- oder Unrechtsempfinden eingetauscht. Gleichzeitig wird Menschen Gesetz zum Naturgesetz erhoben, ungeachtet dessen, dass eine Übereinkunft nicht zwingend auf Moral (im Sinne von Kant) basieren muss. Das Beispiel der Nürnberger Rassengesetze zeigt deutlich, was damit gemeint ist und welche Gefahren damit einhergehen, wenn das Menschen Gesetz zum Naturgesetz erhoben wird, ohne die Maxime der moralischen Prüfung nach Kant zu unterziehen! Wie man auf diese Überprüfung verzichten kann, erklärt sich wiederum aus einem subjektiven Rechtsempfinden, das gänzlich auf Moral verzichtet, die der Vernunft entspringt.

 

 

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Kerstin Feirer

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