Man(n) hat mir mal gesagt, es sei Schluss mit der Karriere. Ich sei (zum damaligen Zeitpunkt) im gebärfreudigen Alter und es lohne sich einfach nicht, in mich zu investieren. Ich solle verstehen, dass die Befähigung dazu nicht reicht, solange die Frau die Kinder bekommt. Das ist einfach so. Ein Naturgesetz, ein KO-Kriterum, mit dem argumentiert wird, wenn dem männlichen Geschlecht in der Arbeitswelt der Vorzug gegeben wird. Das muss man wie frau doch verstehen - Biologie in Reinform - also kein Grund um sich diskriminiert zu fühlen. Schließlich hat die Natur es so und nicht anders vorgesehen.
Niemand hat mich gefragt, ob ich Kinder will. Man hat es mir mit den Worten "Frauen bekommen Kinder" unterstellt. Niemand hat gefragt, wie ich mit der, durch meine Gebärfreudigkeit mögliche Mutterschaft umgehen würde. Man ging davon aus, dass Frauen das wollen, dass Frauen das machen und dass Frauen, selbst wenn sie beteuern es nicht zu wollen es trotzdem wollen. Schließlich sind wir Frauen von der Natur auserkoren die Kinder zu bekommen. Das stimmt auch. Wenn jemand ein Kind auf die Welt bringt, dann sind das Frauen.
Ich habe damals zugehört und nicht verstanden (und später das Unternehmen verlassen). Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, was das eine mit dem anderen zu tun hat? Was wird hier vermischt und auf welcher Grundlage wird argumentiert? Ich gestehe, erst in unzähligen Diskussionen wurde mir klar, was hier eigentlich los ist:
Die Diskriminierung der Frau beginnt dort, wo das Naturgesetz "Frauen bekommen Kinder" in einen anderen Kontext als das "Kinder kriegen" transferiert wird! Im Kontext Fortpflanzung ist es tatsächlich ein Naturgesetz. In jedem anderen Kontext drückt dieses Argument schlicht und ergreifend ein "NICHT WOLLEN!" aus, indem die biologischen Konsequenzen (im Grunde ein wachsender Bauch und die Geburt - alles andere ist nicht zwingend!) zu einem unüberbrückbaren Hindernis aufgeblasen werden. Nicht deutlich genug? Vielleicht hilft das:
Der Mensch kann nicht fliegen. Uns sind keine Flügel gewachsen, also könnten wir sagen, die Natur hat den fliegenden Menschen nicht vorgesehen. Das ist widernatürlich und doch steigen Millionen von Menschen in die Lüfte auf. Weil der Mensch es wollte und alles daran setzte, um sich den Traum vom Fliegen zu erfüllen. Man hat daran gearbeitet, Lösungen gefunden, und diese immer weiterentwickelt, bis wir die biologische Barriere überwunden haben. Der Mensch wollte fliegen und siehe da, wir tun es. Anders als Vögel - wir sind keine Vögel - dafür nicht weniger erfolgreich! Der Mensch hat sich in diesem Fall nicht der "natürlichen" Ordnung gefügt. Der Mensch wollte und hat für seinen flügellosen Umstand, Lösungen gefunden.
Das bedeutet: der Umstand, dass Frauen Kinder in die Welt bringen, ist ein Naturgesetz. Die "Schwierigkeiten" die scheinbar damit einhergehen und die den Frauen zur Last gelegt werden, um damit ihre "Schlechterstellung" zu rechtfertigen, sind schlicht und einfach schlechte Lösungen, weil man keine besseren will!
Kommentar schreiben