HALT!

Nein, tut er nicht! Und wer jetzt meint:" das ist Teil deines Weges und vorherbestimmt und blabla..." sollte sich ganz schnell auf die Zunge beißen, denn wovon ich hier schreibe ist entscheidend für jene, die das Jammertal kennen!

 

Am Ende eines anstrengenden Jahres geht es meist nochmal richtig ab. Ein Termin jagt den anderen, alles muss fertig werden, man zieht Bilanz und beginnt mit der Planung für das nächste, bestimmt wieder anstrengende Jahr. Man freut sich auf ein paar freie Tage, wenngleich sie Angst machen. Freie Tage lassen Zeit zum Nachdenken. Und sie werden kommen, die trüben Gedanken, die wie Gewitterwolken über einem schweben und kein Licht mehr durchlassen. Das böse Gefühl, das vergangene Jahr total verkackt zu haben, macht sich breit. Zwischen Vanillekipferl und Stille Nacht scheint nichts gelungen und nichts von Belang. Der Blick in die Zukunft wird trübe und der bevorstehende Jahreswechsel verkündet: es geht weiter! Dabei fragt man sich:"bloß wie?" Weitermachen, sich in Aktivität erschöpfen, bloß keine Ruhe geben um all dem zu entgehen. Vor allem der Leere, mit der man überhaupt nicht umgehen kann. Man wird darüber hinweggehen, hinwegsehen, so tun, als wäre alles in Ordnung um es in Ordnung zu bringen. Klappt ja auch. Zumindest vorerst.

 

Selten wird offen darüber gesprochen. Sich jedoch selbst einzugestehen, dass man am Ende des Jahres am Ende ist, ist vermutlich am schwersten. Der Glaube, dass es irgendwie geht, weil es nicht schlimm sein darf, lässt uns weitergehen und Schritte setzen, die scheinbar vorwärts gehen, wenngleich sie uns genau dorthin führen, wo wir ursprünglich schon nicht hin wollten. In die Erschöpfung, dorthin, wo Vanillekipferl bitter schmecken und Kerzen dunkel leuchten. Ich kenne das. Ich habe das erlebt und weiß, wie schwer es sich anfühlt. Niemand will dort sein und doch kommen wir manchmal trotz größter Anstrengung im Gegensteuern genau dort an.

 

"Wenn du meinst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her", so oder ähnlich lautet die Binsenweisheit, die nicht ganz verkehrt ist, wenn man versteht, dass man dafür anhalten muss. Stoppen, innehalten, keinen Schritt mehr setzten, bevor nicht klar ist, wo man steht. Ruhig werden, den Aktivitätspegel sukzessive nach unten fahren und nach Licht ausschau halten, anstatt über die Dunkelheit hinweg zu sehen. Helle Momente forcieren und darüber nachdenken, wer und was dabei helfen kann. Unterstützung einholen, wenn sie gebraucht wird. Sich nicht scheuen, professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen, wenn sie gefragt ist. Sich etwas Gutes tun indem man die Situation ernst nimmt und sich selbst glaubt, dass es jetzt Zeit ist, um sich um sich selbst zu kümmern. Im Anhalten Halt finden. Darum geht es und dann, ja dann, geht es wirklich wieder weiter!

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Kerstin Feirer

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