Feminismus en vogue

Ich bin Feministin. Nicht erst seit gestern, nicht erst seit den weltweiten Solidaritätsbekundungen, die wir den frauenfeindlichen Statements eines amerikanischen Politikers verdanken. So viel Aufmerksamkeit für ein Thema, das nicht erst jetzt diese Aufmerksamkeit verdient! Ich gestehe, auch ich war bewegt, erleichtert und stolz, dass endlich wieder Bewegung in eine tot gesagte Bewegung kommt. Noch vor wenigen Monaten durfte ich mir sagen lassen, dass der Feminismus längst überholt und kein Thema mehr sei. Dass alles in bester Ordnung ist - zumindest in der westlichen Welt (und wen schert bitte der Rest der Welt, ist er doch weit genug von hier entfernt). Ich gestehe, ich empfand zunächst Genugtuung in Anbetracht der zig Tausenden, die weltweit für die Rechte der Frauen auf die Straße gingen. Wie Balsam für die Seele waren die Worte, die das jolende Meer der Begeisterten übertönte und gleichzeitig aufpeitschte! Wow! Wie eindrucksvoll! Da fühlte sich eine "Emanze" wie ich es eine bin, nicht mehr so allein. Endlich war ich mal "in" statt wie bisher "out"! Wofür ich noch vor kurzem verspottet und angefeindet wurde, bekam plötzlich weltweiten Beifall und egal wohin sich mein lesendes Auge wandte - der Hipe um feministische Themen machte sogar vor Magazinen nicht Halt, die an und für sich mit einem gänzlich anderen Frauenbild gutes Geld verdienen. Gerade so, als wäre es total egal womit man sich gerade anpatzt. Trend ist Trend und was tut man nicht alles für Klicks und Likes... 

 

Was sich gerade noch berauschend anfühlte, bereitet bereits Kopfschmerzen. Mir zumindest. Anstatt froh darüber zu sein, nervt mich die pro feministische Attitude, die man sich einfach zulegen kann , wie damals Paris Hilton den kleinen Chiwawa Tinkerbell. Ohne zu verstehen, dass es sich um einen Hund (für den man Verantwortung übernehmen muss) und nicht um ein Accessoire handelt.

 

Mich nerven Männer, die plötzlich und ganz in Macho Manier feministische Parolen grölen um das arme schwache Weibchen vor dem sexistischen Unhold aus Amerika zu beschützen. Ohne eingehende Reflexion der eigenen Rolle dabei und natürlich mit einem großen Verständnis für Alltagsdiskriminierung. Denn schließlich geht es ja nur um die Rechte auf geduldigem Papier und nicht um das echte Leben...

 

Es nervt mich, dass Feminismus Trend ist. Man gibt sich heute so und morgen schon wieder anders. Mode muss man eben nicht versehen, um ihr folgen zu können. Man legt sie sich zu, legt sie sich an und wenn etwas anderes im Kommen ist, dann legt man sie ab. So einfach geht das. Vielleicht irre ich mich. Vielleicht findet tatsächlich ein rigoroses Umdenken statt und meine Bedenken werden durch "bessere" Zeiten ganz im Zeichen einer fundamentalen Gleichwertigkeit aller Menschen (nämlich auch die vom Rest der Welt) zerstreut.

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Kerstin Feirer

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